Projekt „Carne Vale“, Bericht Ende 1. Quartal 2012

Zwischenbericht zum Projekt, 6.4.2012.

Ernährung ohne fleischliche Produkte ist etabliert, das Subjekt zeigt keine Anzeichen einer drohenden Rückfälligkeit. Selbst gemeinschaftliches Essen mit anderen Versuchspersonen, die ausdrücklich zum Fleischkonsum angeregt wurden, äußert sich nicht in abweichendem Verhalten des Subjekts.

Gesellschaftliche Spannungen in familiärer oder beruflicher Beziehung sind nach einer kritischen Phase im Verlauf der ersten Testphase nicht mehr zu erwarten, Risiken werden hier als sehr unwahrscheinlich bewertet. Das Subjekt hat die angestrebten Verhaltensmuster des humorvollen Umgangs mit Äußerungen der Ablehnung gegenüber der vegetarischen Lebensweise geschickt in die eigene Lebenswelt eingeflochten und übertrifft damit alle Erwartungen.

Es wird empfohlen, das Versuchsgebiet auszuweiten, beispielsweise durch eine längere Urlaubsphase, um die Resistenz des Subjekts gegenüber Einflüssen in fremder und vergleichsweise heißer Umgebung (Kreta) zu untersuchen.

Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt im nächsten Bericht an selber Stelle.

 

Projekt „Carne Vale“, Zwischenbericht nach acht Monaten

Ich habe nun, nach mehr als acht Monaten, den Punkt erreicht, an dem ein zukünftiges „Wieder-Fleisch-essen“ nicht länger möglich scheint. Trotzdem hat sich meine tolerante Einstellung gegenüber der deutlichen Mehrheit der Fleischesser noch nicht in militante Ablehnung gewandelt, obschon ich in den letzten Tagen wieder feststellen durfte, dass der freiwillige Verzicht auf Fleisch für einige Menschen geradezu „unreal“ zu sein scheint. Nun gut, es muss eben nicht jeder verstehen.

So zufrieden ich mit meiner vegetarischen Lebensweise nach acht Monaten bin, so unvorstellbar erscheint mir eine gänzliche Hinwendung zum Veganismus. Schon „vegetarisch“ zu leben ist oft nicht einfach, sei es dem Unverständnis der Umwelt oder den generellen Einkaufgewohnheiten der breiten Masse geschuldet (soll heißen, dass das Einkaufen an einigen Orten schlicht sinnlos ist, weil es dort kaum etwas gibt, das nicht aus Fleisch besteht. Vergleiche auch „Burger King“).

Veganes Leben (mit der Ernährung allein ist es schließlich dann nicht mehr getan) käme für mich einem globalen Verzicht auf Dinge gleich, die ich (momentan) noch nicht aufzugeben bereit bin. Zugegeben, ich habe mich schon nach Alternativen zu Leder erkundigt, die veganen haben mich aber noch nicht überzeugen können. Auch wenn Veganer angesichts meiner Ignoranz aufschreien möchten, so verlange ich nicht weniger als Toleranz dahingehend, dass es mir überlassen sein muss, eigene ethisch-moralische Urteile zu fällen. Jemand, der seine gesamte Umwelt mit Gutmenschentum nervt (und andere zu veganem Leben bekehren will, weil es nun mal der einzig gangbare Weg sei…), geht mir mehr auf den Keks als jemand, der sagt, dass er Fleisch isst, weil es schmeckt.

Meine Umwelt und der Freundeskreis kommt, zumindest nach eigenen Aussagen, gut damit klar, dass ich kein Fleisch mehr esse. Das heißt ja auch nicht, dass ich für meine Familie kein Schnitzel mehr in die Pfanne haue…ich esse es nur einfach nicht. Das verstehe ich unter Toleranz.

Projekt „Carne Vale“, Zwischenstand

Seit mehr als einem halben Jahr ernähre ich mich nun vegetarisch. Es funktioniert. Mittlerweile hat meine Umwelt (Familie, Freunde, Arbeit) begriffen, was das heißt und hat (notgedrungen) gelernt, damit zu leben. Die Vegetarierwitze halten sich in Grenzen und ich bin noch immer nicht zum militanten Missionar mutiert, was aller Voraussicht nach auch nicht passieren wird. Vielleicht ist das das Geheimnis, ich mache es für mich, nicht um irgendwem etwas beweisen zu wollen, oder ein besonder moralischer Mensch zu sein. Insofern dürfen alle anderen Menschen um mich herum gern weiterhin Fleisch essen, ich bin auch nicht naiv genug um anzunehmen, dass durch meinen Fleischverzicht auch nur eine Kuh weniger sterben muss. Mit dem ethischen Bewusstsein ist das sowieso so eine Sache, denn wollte man das konsequent durchziehen, hätte man kaum mehr etwas vom Leben. Die Verhältnismäßigkeit ist hier gefragt, sich vegan zu ernähren und zu kleiden mag ethisch korrekt sein, mein Leben nach einer derartigen Weltanschauung auszurichten, kommt für mich aber (bisher?) nicht in Frage. Daher esse ich zwar kein Fleisch mehr, trage aber weiterhin Lederschuhe, esse Eier und trinke Milch.

Noch.

 

Projekt „Carne Vale“ (Zwischenbericht Februar)

Bin also jetzt seit fast zwei Monaten Vegetarier. Soweit alles gut, keine Fleischhungerattacken oder ähnliches, im Gegenteil. Ich habe mich gut daran gewöhnt, komplett fleischlos zu leben. War es anfangs sehr schwierig, beim Einkaufen Dinge zu finden, die ohne Fleisch hergestellt wurden und trotzdem essbar erschienen, so ist es mittlerweile völlig normal geworden. Ich bin auch (noch?) nicht zum militanten Fleischesserfeind geworden und gehe davon aus, dass das nicht passieren wird. Durch das bewusstere Einkaufen und Zubereiten habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich weniger esse und trotzdem satt werde. Das äußert sich auch daran, dass ich schon über zwei Kilo abgenommen habe, was schon beachtlich ist, da ich mich trotz Fleischverzicht noch immer verhältnismäßig ungesund ernähre. Naja, zuviel Süßkram, den ich aber nicht als Fleischersatz verputze, wie es angeblich einige Neuvegetarier tun.

Ja, somit wäre zunächst festzustellen, dass es durchaus möglich scheint, sich zumindest zwei Monate fleischlos zu ernähren, ohne durchzudrehen und auf der Straße Menschen anzufallen.

Two down, ten to come.

Projekt: Carne Vale (erste Woche)

Ja, die erste Woche ist also geschafft, ohne Fleisch und Fleischprodukte. Bisher keine großen Probleme, eher manchmal durchbrechende Gewohnheiten, die zunächst noch bewusst bekämpft werden wollen. Ich habe festgestellt, dass es für einen Vegetarier verhältnismäßig sinnlos ist, sich in eine McDonalds-Filiale zu begeben (vgl. „Dinge, die mir früher nie aufgefallen sind“).

Also, weiter gehts. 1 down, 51 to come. Weeks, of course.