Soziale Defizite (1)

Mad girl
Can you believe
What they’ve done to you?
Wouldn’t they stop
When you asked them to leave you alone“

Emilie Autumn – Mad Girl

-1-

Miss, Sie dürfen hier nicht rauchen!“

Gerade habe ich den ersten tiefen Zug genommen und genieße das Gefühl für ein paar Sekunden, als sich eine der Hotelangestellten mit raschen Trippelschritten ankündigt. Ich höre die Schritte in meinem Rücken, drehe den Kopf nach rechts, gerade soweit, um die sich mir Nähernde erkennen zu können.

Mitte zwanzig, das Gesicht ist noch recht hübsch, aber zuviel Solarium, zuviel Wasserstoffperoxid und zuviel Schminke in grellen Farben machen den positiven Eindruck schnell zunichte. Ich habe das Gefühl, als würde ich mein invertiertes Spiegelbild sehen, nur ohne einen Hauch von Geschmack. Die Hoteluniform betont die sehr ansehnliche Figur der jungen Frau durchaus positiv, ich mustere sie einmal von oben bis unten, während ich den Zigarettenrauch in ihre Richtung ausatme. Sie ignoriert diese offene Respektlosigkeit gekonnt und zwingt sich zu lächeln. „Das Rauchen ist in diesem Bereich nicht gestattet“, säuselt sie mir mit geübter Samtstimme entgegen und ich sehe leicht amüsiert, dass mein Outfit und meine Frisur offenbar Anlass zu Verwirrtheit geben. Sie schafft es dennoch, die Fassung zu bewahren und legt nach: „Ich möchte Sie bitten, das Rauchen in der Lobby mit Rücksicht auf unsere anderen Gäste zu unterlassen.“ Ich bin allein in der Lobby, es ist ungefähr vier Uhr nachts. Außer mir und der Dame im engen Kostümchen ist absolut niemand hier.

Der Eingangsbereich des Hotels ist schwach beleuchtet, offensichtlich ist man hier daran gewöhnt, nachts nicht viel Kundschaft zu haben. Zugegeben, es ist nicht gerade das beste Haus in der Stadt.

Was kann ich für sie tun?“, seufzt sie mir entgegen und blickt mich mit einer Mischung aus gespielter Freundlichkeit und versteckter Langeweile an. „Entschuldigung, es tut mir leid“, lüge ich, drehe mich zu ihr um und reiche ihr, mit dem Filter voran, meine Zigarette. Ihre Augen ruhen auf dem noch fast vollständig unberührten Kleinod zwischen meinen Fingern, auch ohne irgendwelche übersinnlichen Kräfte erkenne ich deutlich, dass sie nichts lieber tun würde, als einen tiefen Zug zu nehmen.

Ich gebe ihr noch einen Augenblick Zeit, mein Gesicht und meine Erscheinung zu mustern, bevor ich zu reden anhebe. „Ich bin hier verabredet, bin aber offenbar zu früh dran“, sage ich und sehe, wie Carol, das steht zumindest auf dem an ihre Uniform angehefteten Namensschild, sich sichtlich bemüht, den Blick von meinen hohen Stiefeln abzuwenden, die, nur unterbrochen von einem schmalen Streifen engmaschiger Netzstrumpfhose, direkt in einen kurzen, schwarzen Faltenrock übergehen. Mein langer, schwarzer Ledermantel hatte offenbar andere Erwartungen geweckt. Carol mustert mich von unten nach oben und kann, als sie mein Gesicht schließlich erreicht hat, ihr Erstaunen kaum verbergen. Meine Frisur scheint sie regelrecht zu schockieren, ebenso die paar silbernen Einsprengsel in meinem Gesicht. Dennoch erkenne ich nicht den Abscheu, den manche Menschen beim Anblick meines Outfits empfinden, vielmehr glaube ich, dass Carol gern auch mal Lackstiefel und kurze Röcke tragen möchte. Wahrscheinlich würde sie darin sogar eine ganz nette Figur abgeben. Ich reiche ihr meine Zigarette erneut, diesmal mit etwas Nachdruck. Carol schafft es endlich, die Zigarette etwas oberhalb des Filters zu ergreifen, hält sie für einen Augenblick unschlüssig in der rechten Hand und wendet sich schließlich in Richtung Empfangstresen ab.

Ich schaue ihr nach, als sie die Zigarette in einem hinter dem Tresen deponierten Aschenbecher ausdrückt. Sie bewegt sich halbwegs elegant und ich bin sicher, dass sie das Laufen auf hochhackigen Schuhen verabscheut, aber ihr Gang zeugt zumindest von Training. Sie ist besimmt eine gute Tänzerin. Ich versuche mir vorzustellen, wie sie wohl nackt aussehen mag.

Ungezogene Liv. Böse, ungezogene Liv. So fängt es immer an und danach siehst du, was Du davon hast.

Carol ist bestimmt eine dieser Frauen, die aus ihrem Leben sicher mehr hätten machen können, wenn nur jemand dagewesen wäre, der ihr einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hätte. Vielleicht hätte ein einschneidendes Erlebnis genügt, um ihren Lebensweg in eine andere Richtung zu lenken. Fast empfinde ich ein wenig Mitleid mit Carol und ertappe mich bei der Vorstellung, was wohl aus ihr hätte werden können, wenn sie in ihrem Leben andere Entscheidung getroffen hätte oder anderen Menschen begegnet wäre. So wird sie für den Rest ihres Lebens hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, denn die Arbeit am Empfang eines zweitklassigen Hotels erfordert nicht viel mehr als die Fähigkeit, ganze Sätze sprechen zu können und hin und wieder eine höfliche Lüge im Gesagten unterzubringen.

Carol kommt zurück, sichtlich gefasster dieses Mal ob meines erneuten Anblicks. „Kann ich vielleicht irgend etwas für sie tun?“, fragt sie und für einen Moment glaube ich, dass sie es wirklich ernst meint.
Ich bringe ein zaghaftes Lächeln hervor und entgegne: „Danke, ich werde einfach hier warten. Meine Verabredung ist bestimmt gleich hier.“ Mit diesen Worten wende ich mich ab und steuere auf eine kleine Sitzgruppe aus drei Sesseln und einem kleinen Holztisch zu, die links neben dem Tresen aufgebaut ist. Auf dem Tisch liegt die Zeitung des heutigen Tages, offenbar ungelesen, daneben steht ein kleiner Pappaufsteller, in dem sich die Werbebroschüre des Hotels befindet.

Ich lege meinen Mantel ab, werfe ihn über die üppig gepolsterte Lehne eines der Sessel und nehme dann mit Blick auf den Eingangsbereich Platz. Ohne hinzusehen weiß ich, was Carol gerade mit einigem Erstaunen mustert. An meinem rechten Oberschenkel trage ich, befestigt in einem robusten Lederholster, welches an meinem Gürtel und am Schenkel selbst befestigt ist, eine Waffe. Irgendwie wird man bei geschäftlichen Treffen gleich viel ernster genommen, wenn man eine .45er-Halbautomatik offen trägt.

Erwachen in der Finsternis (1)

„Hey Livvy, glaubst Du, dass man einen Sprung von hier oben überleben würde?“ fragt Lania und schaut mich über ihre rechte Schulter aus tiefbraunen Augen an. Sie hat diesen Gesichtsausdruck, der mir immer einen leichten Schauer über den Rücken jagt. So als ob… Ihr Haar fließt rechts an ihrem Kopf herunter, gleitet über ihre Schulter und offenbart einen leichten Schimmer von Rot im Licht der Morgensonne, die sich gerade langsam über den Rand des Horizonts zu schieben beginnt. Es ist fast windstill an diesem Morgen. Lania sitzt am Rand der Klippe und läßt ihre nackten Beine baumeln. Mit ihrem blauen Kleid, dem leicht entrückten Blick und der Art, wie sie an einer bestimmt zwanzig Meter hohen Klippe sitzt, unter der das Meer gegen ein von spitzen Felsen gespicktes Ufer brandet, sieht sie aus wie eine Figur aus Alice im Wunderland.

„Nein“, hebe ich zu einer Antwort an, „ich glaube nicht, dass man das überleben würde. Nicht nur, dass man ertrinken würde, da sind auch noch die Felsen….“ Ein verträumtes Lächeln umspielt Lanias Lippen und ich weiß genau, woran sie gerade denkt. „…,das gäbe eine ziemliche Sauerei“, beende ich meinen Satz, und spüre, dass auch meine Lippen ein Lächeln formen. Lania stützt sich mit der rechten Hand auf, als sie aufzustehen beginnt, und sagt trocken, völlig ohne einen Anflug von Humor: „Eine gute Art zu sterben“. Sie stellt sich an den Rand der Klippe, breitet die Arme aus und dreht sich in meine Richtung. Hinter ihr beginnt die Sonne, den Ozean in loderndes Feuer zu tauchen, Lania steht, umzüngelt von goldenen Flammen, wie eine Statue nur einen Schritt vor dem tödlichen Abgrund und für einen Moment durchzuckt mich der Gedanke wie ein Stromschlag, dass sie sich jeden Moment nach hinten kippen und vom tosenden Meer verschlingen lassen könnte.

(Fortsetzung folgt)

Modern Warfare 2 – Must have!

Hier noch ein Hammerclip aus dem potentiellen Megahit dieses Jahres.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=V4PMRFkx07g

(Quelle)

Da wird auch Liv wohl mal wieder ein paar Skills online trainieren, was? Das moderne Szenario liegt sowohl ihr als auch mir viel besser als das ewige WW2-Rumgegurke mit Sten, M1Garand und Konsorten.

Der Typ im Video benutzt eine SCAR und später ´ne MP5k, oder habe ich mich verguckt? Ich hoffe, die Entwickler bauen ein paar nette neue Waffen ein, die HK UMP sowie das HK416 sollen wohl dabei sein. Fehlt noch die MK23 als Sidearm und Liv kann virtuell mit den gleichen Waffen auf die Pirsch gehen wie sonst auch.

Umbrella ist hier!

Neulich, U-Bahnhof Stadtmitte. Nichts böses ahnend ging ich meines Weges durch den langen Verbindungstunnel zwischen U2 und U6 als mir plötzlich ein Symbol auffiel. Ein achteckiges Ding, lila und weiß gehalten: das Logo der Umbrella-Corporation! Hah, dachte ich, schönes Beispiel, wie sich Realwelt und Fiktion vielschichtig ineinander verschachteln.

Umbrella Logo

Ein Passant trug also ein Umbrella-Corporation Sweatshirt. So weit, so langweilig werden Sie denken, zumal eigentlich nur Gamern und Filmfans die Umbrella-Corporation irgendwas sagen dürfte. Wenn man aber, wie ich, in einer World of Darkness-Runde spielt, in der man sich die Umbrella-Corporation als einen DER Erzfeinde der Helden sozusagen aus Resident Evil geliehen hat, dann sieht das anders aus. In unserer Rollenspielrunde geht normalerweise ein Raunen um, wenn der Name Umbrella fällt, jeder vermutet sofort finstere Machenschaften, Biowaffen, Supersoldaten, Zeitanomalien und ähnliches. Für gewöhnlich geht ein Kontakt mit Umbrella selten ohne Schießerei, jede Menge Blut und derbe Flüche über die Bühne.

Entsprechend würden unsere Charaktere in der WoD vielleicht ganz sicher anders reagieren als ich, wenn ihnen ein Typ mit Umbrella-Logo auf dem Shirt entgegen kommt. Näher möchte ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen…

Blutleer und ohne Biss

Liv´s Meinung zu „Blood Ties“ (RTL2):

Eine weitere Fernsehserie über unsereins. Nach „Blade – Die Serie“ und „Moonlight“, die jede auf ihre Weise ein bestimmtes Bild der Gesellschaft der Untoten gezeichnet haben, flimmert nun Blood Ties über deutsche Bildschirme.

Kurz läßt sich sagen: Jeder von uns, der sich aufführt wie der „Held“ aus Blood Ties würde kaum eine Woche in einer Stadt überleben. Lächerlich, der direkte Kontakt zu Menschen, die emotionale Bindung an Sterbliche, all dieser ganze Quatsch ist doch total unrealistisch. Noch dazu wirkt das Ganze wie die Inszenierung irgendwelcher Filmstudenten, die Kameraführung, das Licht, alles ist sehr seltsam und qualitativ überhaupt nicht mein Geschmack. War „Blade“ noch überzeichnetes Comic mit netter aristokratischer Verschwörungsgeschichte im Hintergrund und war „Moonlight“ ein romantisches Kammerspiel mit halbwegs attraktiven Charakteren, so fällt „Blood Ties“ in allen Belangen deutlich ab.

Ein blutleeres Stück Fernsehen ohne Biss.

Liv