Vampire, Hexen und dämliche Plots

Ich bin ja so ein Typ, der in eine Videothek marschiert, dort eine gefühlte Ewigkeit verbringt, ohne sich für einen Film entscheiden zu können und dann unverrichteter Dinge wieder abzieht. Ich suche eher nicht nach langweiligem Standard-Mainstream, sondern nach den kleineren, gemeinen Filmen. Diese müssen dann vom Plot her auch noch in etwa meinen Geschmack treffen und sollten, wenn es sich um härtere Vertreter handelt, auch nicht geschnitten sein. Das schränkt die Auswahl immens ein, denn nach wie vor kommen sehr viele Filme in teils böse verstümmelten Fassungen (ironisch eigentlich, das z.B. über einen gekürzten Splatterfilm zu sagen) in die Videotheken. Aber es muss ja nicht immer viel Blut fließen.

Dieses mal nahm ich drei Filme mit, dem 3×3-Angebot (3 Filme für 3 Tage für insgesamt 5 Euro) sei Dank. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich mir das noch mal überlegt.

An anderer Stelle hier im Blog hatte ich vor einer ganzen Weile bereits mal den Film „The Hamiltons“ erwähnt, den ich insgesamt ganz gut gelungen fand. Nicht zu plakativ, halbwegs glaubhaft und angenehm unaufdringlich wurde eine Story über eine auf den ersten Blick ganz normale Familie präsentiert. Auf den zweiten Blick entpuppten sich die Hamiltons allerdings als Quasi-Vampire, zwar menschlich, aber mit unstillbarem Blutdurst. Nun stand also mit „The Thompsons“ der Nachfolger im Regal (gleiche Familie, anderer Name, da man sich aus dem Staub machen musste). Uncut, nach Aussage auf dem Cover. Ach, der hätte so gut sein können.

Trailer: „The Thompsons“

Die Ausgangslage des Film ist durchaus spannend, der Anfang fällt auch mit ein wenig Blut, skurrilen Personen und einer sich nach und nach aufdeckenden Geschichte ganz annehmbar aus. Ab der Mitte des Films offenbaren sich jedoch deutliche Schwächen. Die Charakterzeichnungen sind schablonenhaft, die Geschichte wird laienhaft erzählt, die Kampfszenen und Special Effects sind einfach schlecht. Alles in allem ein ärgerlicher Film, weil hier mit mehr Story und weniger schlecht gemachter Action deutlich mehr drin gewesen wäre. Statt  „The Thompson“ empfehle ich eher den ersten Teil „The Hamiltons“.

Hmm, das konnte ja eigentlich nur besser werden. Dachte ich.
Also Film Nr. 2 angeschaut: „Airborne – Come Die With Me“. Zugegeben, ich habe Trash erwartet und war dennoch besonders vom Drehbuch derartig unterwältigt, dass es beinahe schmerzte. Aber first things first. Wo fange ich an? Trailer!

Trailer: „Airborne – Come Die With Me“

Ja, das ist Mark Hamill. Wer? Na, Luke Skywalker! Mann, es muss wirklich schlecht um seine Karriere stehen, wenn er solche Filme drehen muss. Also, worum geht es? Ein abgelegener Flughafen, irgendwo, tut nichts zur Sache. Eine bunt zusammen gewürfelte Truppe von Fluggästen will den letzten Flug an diesem Tag nehmen, der trotz eines aufziehenden Super-Duper-Sturms noch starten darf. Ist klar, oder? Man sieht, dass irgend ein Frachtstück in einer ominösen Kiste in die Maschine geladen wird und dass Agenten des SIS (wofür immer die auch zuständig sein mögen) irgendwas damit zu tun haben. Daneben sind noch ein großkotziger Waffenhändler mit zwei Bodyguards, zwei Soldaten und ein paar andere Personen mit von der Partie. Flugzeug startet, nach und nach verschwinden Personen an Bord. Parallel bekommt man mit, dass die SIS Agenten am Boden geblieben sind, was merkwürdig erscheint bei einer doch offenbar so wertvollen Fracht. Es stellt sich nämlich heraus, dass es sich dabei um eine antike chinesische Vase im Wert von 100 Millionen Dollar handelt. Soweit, so unspannend. Ja, dann kommt heraus, dass eine der Flugbegleiterinnen und einer der Bodyguards des Waffenhändlers gemeinsame Sache machen, um die Vase zu klauen. Ach ja, in der Vase wohnt übrigens der Geist eines Donner-, Toten- oder Was-auch-immer-Gottes, der auch noch seine Finger im Spiel hat. An Bord wird also gestorben, der Gott aus der Vase übernimmt ein paar Personen, letztlich lassen die verbliebenen Personen das Flugzeug ins Meer stürzen, um zu verhindern, dass das Böse das Festland erreicht. Das klappt nicht ganz, wie man am Ende sieht.

Klingt gar nicht sooo übel? Ja, ich habe ja auch noch nicht erwähnt, dass es einen Mini-Nebenplot gibt, in dem es darum geht, dass eine der ursprünglich für den Flug vorgesehenen Flugbegleiterinnen angeblich einen Ersatzmann geschickt hat, der dann auch an Bord geht. Als die Verhinderte aber nach dem Take-off am Flughafen eintrifft, weiß sie nichts von einer Vertretung. Klarer Fall, der Ersatzmann ist einer von den Bösen!! Weit gefehlt, dieser Handlungsstrang wird überhaupt nicht (!) mehr verwendet! Die ganze Sequenz ist absolut sinnlos. Hat man hier beim Drehen schlicht vergessen, das noch mit einzubauen? Wer schreibt denn solche Drehbücher? Dass die Agenten nicht mit an Bord gehen, stattdessen aber der neue Eigentümer der Dämonenvase mitfliegt und dieser auch darüber Bescheid weiß (!), dass ein uraltes Böses in seiner Vase wohnt, mag da schon kaum mehr zu stören. Klaro, ein Artefekt von gigantischem Wert mit bösem Inhalt wird per Linienflug während eines aufziehenden Sturms ohne Begleitschutz an Bord über den großen Teich geschickt. Realismus pur. Bäh, was für ein Mist. Hätte charmanter Trash werden können, ist letztendlich aber nur Grütze.

Zum Schluss aber noch ein winziger Lichtblick in Form des dritten Film an diesem filmisch betrachtet eher miesen letzten Wochenende. „Twixt“ hieß das gute Stück, ein ziemlich aufgedunsener Val Kilmer spielt die Hauptrolle. Selbstironie und eine wirklich gute Optik kennzeichnen diesen zwar von der Geschichte her düsteren, aber dennoch eher lockeren Film.

Trailer: „Twixt“

Val Kilmer als abgehalfterter Autor von Hexenromanen landet in einer Kleinstadt, die ihre eigene Gruselgeschichte über einen Massenmord hat. Edgar Allan Poe spielt mit, das Make-up von „V“ ist wirklich nett, es gibt einen recht sinnfreien Nebenplot mit einer Gruppe Gothics (!) und besonders die an „Sin City“ erinnernden Szenen im Film-Noir-Stil wissen wirklich zu gefallen. Mehr als einmal fühlte ich mich an Twin Peaks erinnert, was durchaus ein positives Urteil ist. Zwar endet der Film, der zwischenzeitlich quasi eine Geschichte in der Geschichte (nämlich den Plot des neuen Romans der von Kilmer verkörperten Figur) erzählt, sehr abrupt, aber hinterlässt eher ein gutes Gefühl. Über weite Strecken ist „Twixt“ eher skurril als gruselig und sitzt filmisch zwischen einigen Stühlen. Es ist kein Horror, kein Mystery im klassischen Sinne und auch kein Krimi. So richtig witzig ist der Film auch nicht, es herrscht eher trockene Selbstironie vor. Ich fand ihn gut. Vielleicht lag das aber auch an den miesen Machwerken, die ich mir zuvor angeschaut hatte. Der Trailer wirkt übrigens weit actionreicher, als der Film letztlich ist.

So, dann lieber noch etwas Dexter. Da weiß man, was man hat.

„The Ward“ – Kurzreview

Der letzte Spielfilm von John Carpenter, den ich bewusst gesehen und auch gut gefunden habe, war „Die Mächte des Wahnsinns“ („In the Mouth of Madness“), wobei „Cigarette Burns“ im Rahmen der Masters of Horror-Reihe auch angenehm verstörend war. Das Remake von „The Fog“ war dagegen eher nicht so ein Knaller.

Nun also habe ich mir „The Ward“ angeschaut, der wie eine Mischung aus „Einer flog übers Kuckucksnest“, „Durchgeknallt (Girl, Interrupted)“ und „Identität“ daherkommt.

Trailer
httpv://www.youtube.com/watch?v=H8a8AeiYQ7U

Carpenter mixt hier Stilelemente der vorgenannten Filme zusammen, allerdings vergisst er leider, einen spannenden Plot oder gar eigenständige Ideen einzuweben. Mädchen wird nach dem Niederbrennen eines Hauses in die Psychiatrie gesteckt, lernt dort andere Mädchen kennen und merkt recht schnell, dass hier irgend eine finstere Gestalt des Nachts durch die Gänge schleicht. Schnell kommt es zu ersten Übergriffen, nacheinander sterben die anderen Mädels und irgendwann klärt sich (vermeintlich) auf, was dahinter steckt. Recht schnöde Geschichte um einen rachsüchtigen Geist, noch nicht einmal sonderlich spannend inszeniert. Leider ist „The Ward“ von der unterschwelligen Spannung eines „Die Mächte des Wahnsinns“ meilenweit entfernt, die Schocks sind vorhersehbar und sitzen nicht wirklich.

Lediglich der Twist zum Ende des Film gibt dem Ganzen ein wenig Würze, dabei ist es aber weder eine neue noch eine sonderlich innovativ umgesetzte Idee. Klar, dass am Ende noch ein Schock kommt, der zeigt, dass es doch kein Happyend gibt, obligatorisch und wenig subtil, dafür doch einigermaßen erschreckend.

Durchschnittsware, leider, denn Carpenter kann es besser. 4 von 10 Punkten, mehr ist nicht drin. Irgendwie habe ich in letzter Zeit kein glückliches Händchen bei meiner Filmauswahl.

„Sleeping Beauty“ – Kurzreview

Gestern habe ich „Sleeping Beauty“ mit Emily „Babydoll“ Browning gesehen und war mit recht hohen Erwartungen an den Film gegangen. Erwartet hatte ich einen mysteriösen, doppelbödigen, spannenden Film, der Fragen offen und Raum für Interpretationen lässt.

Trailer:
httpv://www.youtube.com/watch?v=IAsbowwhXkw

Ohne groß rumspoilern zu wollen, muss ich sagen, dass der Film leider hinter meinen (zugegeben hohen) Erwartungen zurückbleibt. Klar, Emily Browning gibt, wie auch schon in „Sucker Punch“, eine mehr als sehenswerte Figur ab, turnt zum Ende des Films weitestgehend nackt durch die Handlung und schafft es gut, die rastlose Person zu portraitieren, die ihr Charakter sein soll.

Doch die tatsächliche Handlung, in der sie sich für viel Geld an eine Agentur verkauft und für diese reichlich schräge Aufträge übernimmt (was mich auch wegen der Konstellation stark an Joss Whedons „Dollhouse“ erinnert hat) und neben dem Studium offenbar noch drei weitere Jobs (u.a. als Prostituierte) hat, kommt nicht richtig in Schwung. Weder gibt es überraschende Wendungen noch ein schockierendes Ende oder dergleichen (der Schluss ist zwar schon ein wenig gemein, aber da wäre sooooo viel mehr möglich gewesen). Äußerst schade, denn gerade die Tätigkeit als „Sleeping Beauty“ hätte eine Menge Möglichkeiten für ein paar Gemeinheiten eröffnet. So bleibt leider neben einer Menge nackter Haut, einigen Obszönitäten und einer süßen Hauptdarstellerin recht wenig übrig, was mir am Film gefällt.

Die Idee hinter der Geschichte, die Zerrissenheit einer Person, die faktisch kein eigenes Leben führt, sondern Masken trägt und sich kaum darum kümmert, was morgen ist, ist gelungen. Leider ist das aber zu wenig, um über die gesamte Laufzeit Spannung aufzubauen.

Schade, aber mehr als 6 von 10 Punkten kann ich „Sleeping Beauty“ nicht geben. Keine Katastrophe, aber leider weit hinter dem, was der Film hätte sein können.

Blutleer und ohne Biss

Liv´s Meinung zu „Blood Ties“ (RTL2):

Eine weitere Fernsehserie über unsereins. Nach „Blade – Die Serie“ und „Moonlight“, die jede auf ihre Weise ein bestimmtes Bild der Gesellschaft der Untoten gezeichnet haben, flimmert nun Blood Ties über deutsche Bildschirme.

Kurz läßt sich sagen: Jeder von uns, der sich aufführt wie der „Held“ aus Blood Ties würde kaum eine Woche in einer Stadt überleben. Lächerlich, der direkte Kontakt zu Menschen, die emotionale Bindung an Sterbliche, all dieser ganze Quatsch ist doch total unrealistisch. Noch dazu wirkt das Ganze wie die Inszenierung irgendwelcher Filmstudenten, die Kameraführung, das Licht, alles ist sehr seltsam und qualitativ überhaupt nicht mein Geschmack. War „Blade“ noch überzeichnetes Comic mit netter aristokratischer Verschwörungsgeschichte im Hintergrund und war „Moonlight“ ein romantisches Kammerspiel mit halbwegs attraktiven Charakteren, so fällt „Blood Ties“ in allen Belangen deutlich ab.

Ein blutleeres Stück Fernsehen ohne Biss.

Liv