Was Kinder (nicht) wollen

Nach KAfKA (guckst Du hier) nun also auch kein Alkohol mehr für Kinder im Mutterleib. Die Aktion dazu findet sich unter: http://www.mein-kind-will-keinen-alkohol.de/. Gute und richtige Sache natürlich, obwohl ich mich frage, wer bitte die Zielgruppe dieser Kampage ist. Diejenigen Mütter, die meinen, trotz Schwangerschaft weiterhin rauchen und/oder saufen trinken zu müssen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine so im Editorial-Stil gehaltene Kampagne auch nur eine solche angehende Mutter erreicht. Leider macht das Ganze auf mich einen halbherzigen Eindruck, offenbar wollte man ein heikles Thema ansprechen, dabei aber niemanden vor den Kopf stoßen.

Genau das müsste aber passieren, um diejenigen Frauen zu erreichen, die aus purer Bequemlichkeit und Selbstsucht ohne Rücksicht auf ihr ungeborenes Kind trinken/rauchen oder sonstwas zu sich nehmen. Dass eine Schwangere nicht weiß, dass Alkohol, Nikotin, Koffein & Co. dem Kind schaden, halte ich selbst in den gern zitierten „bildungsfernen“ Schichten für äußerst unwahrscheinlich. Bei Zigaretten wurde eine ganze Weile darüber debattiert, ob auf den Schachteln mehr oder minder schockierende Bilder von Raucherbeinen, verteerten Lungen und anderen Appetitlichkeiten gezeigt werden sollten. Ich habe sowas zumindest bei uns noch nicht gesehen. Bei einer Kampagne, in der es um den Schutz ungeborenen Lebens geht, wäre eine etwas drastischere Darstellung in meinen Augen sinnvoll. Wie soll einer zukünftigen Mutter, die wider besseren Wissens trinkt oder raucht, deutlich gemacht werden, was sie ihrem Kind antut, wenn nicht durch eine Darstellung von Fehlbildungen oder Schädigungen. Man mag das geschmacklos nennen, ich nenne es konsequent. Über die Entscheidung, für ein solches Projekt u.a. Bettina Wulff oder Silvana Koch-Mehrin an Land zu ziehen, mag man streiten wollen, aber letztlich beschränken sich die Aussagen der Promis auf der Website auf kurze Statements und außer nett fotografierten Bildern bleibt irgendwie nicht viel hängen.

Ich bin der Meinung, dass Rauchen, Trinken, Drogenkonsum etc. in der Schwangerschaft unter Strafe gestellt sein sollte. In meinen Augen ist das nichts anderes als vorsätzliche Körperverletzung am eigenen Kind. Es gibt keine Gründe dafür, in der Schwangerschaft Alkohol, Nikotin oder andere potentiell schädliche Stoffe zu sich zu nehmen, außer Egoismus und Ignoranz. (Drogensucht klammere ich hier mal aus, denn diese zu überwinden ist wohl in den wenigsten Fällen eine rein private Willensentscheidung). Wer den eigenen Lebensstil über das Wohl seines Kindes stellt, der sollte keine Kinder haben.

Bleibt zu hoffen, dass ich falsch liege, die Kampagne eine hohe Reichweite entwickelt und dadurch ungeborene Kinder besser geschützt werden. Ich glaube nicht daran.

Kafka? Kenn´ ich irgendwoher…

Es passiert ja selten genug, dass mein Blick an irgend welchen Plaketten oder Aufklebern hängenbleibt, weil da meist nur Quatsch drauf steht, aber diesmal fiel mir „Kafka“ ins Auge. Und das an einem Kiosk der Deutschen Bahn auf dem S-Bahnhof Schönhauser Allee. Literatur bei der Bahn? Und dann noch so schräges Zeug? Mein Interesse war geweckt.

Doch einige Augenblicke später kam die Ernüchterung, gepaart mit latenter Aggression ob des (wie hätte es auch anders sein sollen) recht grotesken Inhalts des kleinen Plakats. Nicht etwa Franz Kafka, sondern die „Kein Alkohol für Kinder Aktion (KAfKA)“ steckt dahinter.

Ach, jetzt ist es also schick, sich zu einer Aktion zu bekennen, die nichts anderes fordert als das, was das Jugendschutzgesetz ohnehin zwingend vorschreibt? Was heißt denn das jetzt? Dass die Bahn vorher doch Alkohol an Kinder verkauft hat, aber jetzt damit aufhört? Wo ist denn dann der „Kein Tabak für Kinder“-Aufkleber?

Auf der offiziellen Seite zur Aktion (klickst Du hier) findet sich Folgendes:

„Um Jugendschutz erfolgreich umsetzen zu können, reicht es nicht, nur Eltern aufzuklären, sondern besonders das Verkaufspersonal in Geschäften, Supermärkten, „Spätkäufen“ und Tankstellen usw. muss einbezogen werden.“

Hmm, was sagt mir das jetzt? Dass kein Verkäufer jemals auf die Idee gekommen ist, sich nach dem Sinn des überall pflichtmäßig aushängenden Jugendschutzgesetzes zu erkundigen, oder dass man tatsächlich glauben soll, dass jemand, der Alkohol verkauft, tatsächlich nicht weiß, dass der Verkauf an Kinder verboten ist? Ich weiß nicht, was absurder ist.

Aber wenn wir schon bei „Ich mache mit!“-Schildern sind, bin ich dringend dafür, dass alle Radfahren ab sofort einen Sticker auf der Stirn tragen müssen, auf dem steht: „Rot gilt auch für mich. Ich halte an.“