(Achtung: Der folgende Artikel enthält jede Menge Spoiler zu „Prometheus“)
Ach, das hätte so ein toller Film werden können. Als ich hörte, dass „Prometheus“ quasi die Vorgeschichte der großartigen Alien-Quadrilogie darstellen würde, freute ich mich auf einen düstere, unheilvollen und gemeinen Sci-fi-Streifen, der einige Fragen beantworten würde und ganz bestimmt kein Happy End haben würde. Der Trailer machte zunächst einen guten Eindruck:
httpv://www.youtube.com/watch?v=EFoqmcTUWpw
Leider wurden meine Erwartungen nur zu einem kleinen Teil erfüllt, im Großen und Ganzen war ich von Ridley Scotts pseudo-religiöser Vision enttäuscht. Die Geschichte strotz vor Nebensächlichkeiten, wirft mehr Fragen auf als sie erklärt, plätschert teils uninspiriert vor sich her und wird zum Ende hin recht unglaubhaft (wenn man das über einen Sci-fi-Film überhaupt sagen kann). Bereits der Anfang des Films soll bedeutungsschwanger andeuten, worum es geht, nämlich um die Frage, ob die Menschheit von außerirdischen Wesen erschaffen wurde. Um es kurz zu machen: ja, wurde sie. Warum das geschah und besonders, warum die Erschaffer vor hatten, die Menschheit auszulöschen, bleibt ebenso im Dunkeln wie die Identität der „Konstrukteure“, wie die gottähnlichen Wesen im Film genannt werden. Da wird ein bisschen DNA auf fremden Planeten ausgestreut, dann entwickelt sich da irgendwas und irgendwann kommen die Konstrukteure zurück und löschen die Spezies wieder aus, die sie zuvor erschaffen haben. Das ist eigentlich bereits die gesamte Geschichte des Film. Ach ja, am Ende wird noch ganz kurz gezeigt, wie die Xenomorphe aus den Alien-Filmen entstanden sind.
Das Ganze ist optisch durchaus nett inszeniert, Charlize Theron macht als Oberzicke eine gute Figur, auch Michael Fassbender liefert eine beeindruckende Leistung ab, wenn ich auch den Androiden im Gegensatz zu „Ash“ und „Bishop“ aus „Alien“ und „Aliens – Die Rückkehr“ zu sehr vermenschlicht fand. Wissenschaftler finden Hinweise auf eine Schöpfung durch Ausserirdische, fliegen an den Ort, an dem sie die Schöpfer vermuten und landen auf einem Planeten, der nichts als den Tod beherbergt. Eigentlich die Zutaten für einen Film im Stile von „Event Horizon“, doch leider verzettelt sich die Handlung ab der Mitte des Films immer mehr. Statt philosophische Fragen aufzuwerfen, ein paar Antworten zu geben und dem Zuschauer eine eigene Interpretation abzuverlagen, wird plakatisch draufgehalten auf mutierende Menschen, die mit dem Flammenwerfer zerlegt werden oder auf einen selbst durchgeführten Kaiserschnitt, um sich selbst einen Alienembryo zu entfernen. Klaustrophobische Spannung oder echtes Mitfiebern stellen sich kaum ein, das gewollt offene Ende des Films hätte wirklich nicht sein müssen (hat da jemand „Fortsetzung folgt!“ gerufen?) und überhaupt hat es für mich den Anschein, als hätte Ridley Scott hier zuviel gewollt und letztlich kaum was erreicht.
Wenn das am Schluss die einzige Überlebende (naja, den Androiden zähle ich hier nicht dazu) nur noch Sauerstoff für wenigen Minuten im Anzug hat, dann nach einem Kampf gegen einen Konstrukteur aber plötzlich noch ewig durch die Wüstenlandschaft des Planeten kurven kann, dann wirkt das wie ein Filmfehler. Der Charakter von Charlize Theron wird am Ende unspektakulär entsorgt, dabei wäre hier so viel mehr drin gewesen. Auch der Nebenplot mit dem Chef des Weyland-Konzerns ist total überflüssig und konstruiert, als ob für die Kerngeschichte nicht genug Ideen dagewesen wären. Schade, das hat Scott in „Alien“ sehr viel besser hinbekommen, auch James Cameron hat es in „Aliens – Die Rückkehr“ mit einer absolut simplen Wir-wollen-überleben-Geschichte geschafft, Sci-fi-Geschichte zu schreiben. „Prometheus“ ist dieses Schicksal nicht vergönnt. Und bitte, Herr Scott, drehen sie davon keinen zweiten Teil. Bitte nicht.