Amphi 2015 – Endlich normale Leute

Nachdem ich es dieses Jahr endlich nach einer mehrjährigen Durststrecke mal wieder hinbekommen habe, mich an Pfingsten zum WGT in Leipzig rumzutreiben, dachte ich mir, dass auch das Amphi 2015 drin sein muss. War es dann auch. Und es hat sich gelohnt.

Das Lineup überzeugte nicht nur auf dem Papier. Neben den Headlinern „And One“ und „VNV Nation“ gab es durchaus aus andere sehens- und hörenswerte Bands zu bestaunen. „Combichrist“ sorgen immer für gute Stimmung, „Agonoize“ machen bösen Krach und „The Birthday Massacre“ pusten einem einen Ohrwurm nach dem anderen in den Gehörgang. Daneben gab’s natürlich noch viel mehr, u.a. spielten „Das Ich“ (ziemlich gut), „Goethes Erben“ (ich mag den ober-pathetischen Henke einfach nicht), „DAF“ (laaaaangweilig), „X-Rx“ (stumpfes Geholze, naja), „Front242“ (das war richtig laut) und etliche mehr.

Persönliches Highlight waren selbstverständlich „Euzen“, die ein grandioses Konzert gaben. Bereits beim Soundcheck, als Maria ans Mikro trat und einfach mal ohne jede Instrumentierung loslegte, war die Gänsehaut da. Fantastische Band, die einfach noch viel mehr Menschen kennen sollten.

Euzen live auf dem Amphi 2015
Euzen live auf dem Amphi 2015. Musikalisch und optisch einfach ein Genuss, dieser Ausnahmeband beim Musikmachen zuzuschauen und zu hören.

Hier ein kleiner Schnipsel aus „You’d be Newbie“ von Euzen auf dem Amphi 2015.

Auch wenn das Wetter am ersten Festivaltag für einigen Stress sorgte, fand ich die Örtlichkeit (Lanxess Arena Köln) und die Organisation insgesamt sehr gut. Klar, es gibt immer Menschen, die was zu meckern haben, aber diesmal gehöre ich nicht zu denen.

Natürlich habe ich mich festivalkonform in Schale geworfen. Nicht, dass ich nicht ganz normal recht ähnlich rumlaufe, aber Lack und so mache ich dann im real-life doch eher selten.

Sascha Dinse auf dem Amphi 2015

Ein paar Fotoimpressionen vom Amphi 2015.

Agonoize live auf dem Amphi 2015, Foto: UZ
Agonoize sind die Meister der subtilen Unterhaltung. Das ist gelogen. Vielmehr geht es hier laut, derb und mit jeder Menge Kunstblut zur Sache. Wohl dem, der nicht direkt vor der Bühne steht. Foto: UZ
combichrist amphi
Combichrist rocken immer. Spätestens zu „What the fuck is wrong with you“ kocht der Saal. Foto: UZ
and one auf dem amphi 2015
Synthipop vom Feinsten. And One machen einfach Spaß, Steve Naghavi ist eine echte Rampensau 🙂 Foto: UZ

Hier mal ein paar musikalische Beispiele aus dem Programm.

And One „An alle Krieger“

Combichrist „What the fuck is wrong with you?“

Agonoize „Koprolalie“ (das ist doch ziemlich NSFW :P)

The Birthday Massacre „Sleepwalking“ #Lieblingssong!!

Das Abschlusskonzert setzte dem Amphi dann wirklich die Krone auf. Sehr emotional, sehr mitreißend, einfach großartig.

Hier „Nova“ von VNV Nation (ja, das habe ich im letzen Artikel bereits geteilt, aber hey, ist einfach toll …) inklusive Special-Effects (aka Handytaschenlampen) der Festivalbesucher. Ronans „Ist das schön …“ ist einfach toll. Anfangs brachte er noch den Spruch: „So sieht also ein Depeche Mode Konzert von der Bühne aus. Ich hab mich immer gewundert.“ Sehr sympathischer Typ, der Ronan.

VNV Nation „Nove“ live auf dem Amphi 2015

Hach, schön war’s auf dem Amphi.

Shine your light on me

Ich bin ja nicht so der verkitschte Romantiker. Also nicht immer. Das Abschlusskonzert des diesjährigen Amphi-Festivals war aber ein ganz besonderes Erlebnis.

Freundlicherweise hat jemand in guter Qualität eine Aufnahme davon gemacht, wie die Lanxess Arena aussah, als Ronan „Nova“ zum Besten gab. Das war schon sehr gänsehautmäßig.

Ausführlicher Amphi-Bericht folgt demnächst …

Lieblingslied, Stand 18.06.2015

Gibt ja so Songs, die ich einfach die ganze Zeit hören könnte. „Notion“ von Euzen ist so einer. Rhythmisch sehr cool, textlich ebenso und Marias Stimme … hach.

Sehr, sehr schön … und allein um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass ich nur menschenverachtende Untergrundmusik höre, hier der Song von Euzen.

Seized to be within the real
I am close to close myself in
I’m deeper than I used to be
Further than I planned to see

Glazed in a newfound lake
I’m swimming towards luck and faith
I’m closer than I used to be
Stronger than I hoped to see

You know, sometimes in row
I’ve had some itching and aching
In my stomach on the go
But then you know, within below
I have my feet firmly planted
In the center of the flow

To reach and be reached
Then I see clear as speech
And never discreet
On my feet down again
This is what we need to go on

Where you to look deeper into me
I’m stranger than I seem to be
I gather what I clearly must
Selfish but on my own cost

Could you despise my own device
I am learning from my own advise
I’m doing what I need to do
Living my life whole and true

You know, sometimes in row
I’ve had some itching and aching
In my stomach on the go
But then you know, within below
I have my feet firmly planted
In the center of the flow

To reach and be reached
Then I see clear as speech
And never discreet
On my feet down again
This is what we need to go on

To summon it up
You should be believing enough
To see me as clear as my trust
Go backwards and do as we must
Come forward

To summon it up
You should be believing enough
To see me as clear as my trust
Go backwards and do as we must
Come forward

To reach and be reached
Then I see clear as speech
And never discreet
On my feet down again
This is what we need to go on

Forever belief, so I see pure relief
And never discreet on my feet down again
This is what we depend on

❤ ❤ ❤

Hach, ich bin verliebt …

Nein, nein, nicht was ihr vielleicht denkt. Das wäre ja auch zuviel verlangt -.-

Meine Liebe ist für eine Band entflammt, die ich für mich neu entdeckt habe. Eine Schande eigentlich, dass ich derart großartige Musik bisher nicht kannte. Asche => Haupt, und so.

Die Rede ist natürlich von „Euzen“ (gesprochen anscheinend wie „you seen“), einer dänisch-norwegischen Elektronik-Rock-Pop-Band (besser kann ich’s nicht umschreiben), die wirklich zauberhafte Musik macht. Weibliche Vocals in sehr unterschiedlichen Stilen trifft auf sanfte Melodiebögen, dann wieder knarzt etwas Elektronik, dann gibts mal ein wenig Gitarreneinsatz – alles in allem eine außerordentlich interessante und abwechslungsreiche Mischung.

Hier mal ein paar Impressionen. Und ja, die Maria sieht auch durchaus nett aus 😛

Es muss also nicht immer Krach sein. Ähnlich wie bei Emilie Autumn mag ich an Euzen die Abwechslung und natürlich Marias Stimme. Kein Song von Euzen ist wie der andere, da gibt’s quasi alles von poppigen Hymnen wie „Words“ zu Synthimonstern wie „The Stage“. Die derzeit drei Alben der Band zeigen eine Weiterentwicklung in eine aus meiner Sicht gute Richtung. War der Erstling noch sehr ruhig und verspielt, dominiert auf den neuen Alben die Elektronik, was ich naturgemäß gut finde.

Und das beste: Euzen spielen demnächst auf dem Amphi! Nachdem ich sie auf dem WGT zugunsten von Krach verpasst habe (der Krach war aber auch wirklich nötig), werde ich mir Euzen dieses Mal nicht entgehen lassen.

Und weil’s so schön ist, hier noch ein Clip.

Ganz doll großartig! Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss Musik hören.

Noise is the message – Schlagstrom

„Schlagstrom“ heißt das Festival, auf dem ich am Wochenende war. Naja, wenigstens einen Tag, aus Zeitgründen. Elektronische Musik der eher abgefahrenen Spielarten stand auf dem Programm, u.a. sollten meine Krach-Lieblinge „Sonar“ spielen.

VORSICHT: die hier vorgestellte Musik kann zu Ohrenbluten führen. Ich sag’s nur.

Hier ein paar Impressionen:

Carter Tutti play Chris & Cosey
Das war überraschend gut und tanzbar, hätte ich in dieser kompromisslosen Form nicht erwartet. Nach den eher bizarren „Sardh“, von denen ich nicht so angetan war, ging es hier sehr gut ab.

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Weiter sollte es gehen mit „Greyhound“. Die hatte ich mal vor Jahren auf dem WGT gesehen und als eher durchschnittlich spannend eingestuft. Der Eindruck wurde bestätigt. Trotz einiger netter Krachstückchen plätscherte das doch eher dahin. Aber ich will nicht meckern, tanzbar war das allemal.

Greyhound

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Nach kurzer Pause stand dann „Monolog“ auf dem Programm. Drum`n`Bass, naja, mal schauen/hören … dachte ich. Aber das, was dann folgte war eine furiose Livesession an einer „Maschine“ (Native Instruments), die es wirklich in sich hatte. Voll überzeugt!

Monolog (das Ganze ist bisschen übersteuert, im Original ist das nicht so verzerrt)

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Hier noch etwas mehr von „Monolog“ (zwar kein Noise-Gesplatter, aber „Schlagstrom“ in seiner besten Form)

Dann ging es mit „Traversable Wormhole“ eher in die trancige Richtung, sehr hypnotisch und quasi ein kurzer Ruhepol vor dem Krachgewitter, das mit „Sonar“ folgen sollte.

Traversable Wormhole
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So, gegen irgendwann kurz nach 4 Uhr war es dann soweit. Sonar betraten die Bühne und dann ging es los.

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Das. war. toll.

Das Großartige an solcher Musik ist, dass man während des Tanzes seinen Geist völlig frei macht. Selbst wenn man einen klaren Gedanke fassen wollte … es geht nicht. Das ist unglaublich befreiend, fast wie Meditation. Und ich brauche das im Moment.

Alles in allem ein schöner, lauter und langer Abend auf dem „Schlagstrom“-Festival. Gern wieder.

Kreatives Ventil: Musik

Ja, so kann’s gehen. Da nimmt man sich vor, endlich mal wieder was zu schreiben, nämlich eine gemeine Kurzgeschichte namens „Aranea“ für eine Ausschreibung des Verlags Torsten Low und dann passiert sowas … Mein kreatives Ich verlangt nach Druckabbau im musikalischen Kontext. Naja, gesagt, getan, Musik gemacht. Das Schreiben wurde etwas verschoben und das Resultat meiner kompositorischen Eskapaden ist hier zu belauschen bestaunen.

Mit dem Verfassen von „23b“ war es wohl nicht getan, es musste sich noch mehr kreative Energie ihren Weg nach außen bahnen.

So, hoffe, jetzt kann ich an „Aranea“ weiter arbeiten.

2012 – Abschlussbericht

2012 war ein gutes Jahr. Selbst wenn die Welt wirklich unterginge, könnte ich das sagen. Beruflich und privat ist alles in Ordnung, ich habe es sogar fertig gebracht, eine Kurzgeschichte fertig zu stellen und ein wenig Musik zu machen, yay!

Schreiberei
Die etwas hintergründige Science-fiction-Geschichte „Das Alison-Szenario“ gibt’s demnächst hier im Blog zu lesen, „Fegefeuer“, eher im Horrorgenre angesiedelt, folgt schnellstmöglich. Und ich habe auch schon jede Menge weiterer Ideen, die niedergeschrieben werden wollen. Vielleicht versuche ich irgendwann sogar, ein paar Geschichten zu verkaufen. Ach ja, ich nehme auch an einem Schreibwettbewerb für Horrorkurzgeschichten teil, das habe ich mir aber für nach den Feiertagen aufgehoben. Da ist also noch jede Menge zu tun in 2013.

kheryha & lito
Musikalisch sieht es nicht ganz so gut aus. Zwar steht „Cassandra Syndrome“ von lito kurz vor der Fertigstellung des rough-mix, aber insgesamt fehlte hier einfach die Zeit. „Shock & Awe“ hatte ich erst mal auf Eis gelegt, das wird aber auf jeden Fall in 2013 wieder aufgenommen, genau wie eine modernisierte Version von „Electronic Counter Measures“. Sich wirklich dran zu setzen und in meinen Ohren brauchbare Musik zu schreiben, ist eine sehr zeitintensive Sache. Die Tatsache, dass ich seit geraumer Zeit wieder voll auf dem Goa-Trip bin, wird sich wohl auch musikalisch niederschlagen, wenn auch lito nicht unbedingt viel mit Trance zu tun hat. „Cassandra Syndrome“ ist jedenfalls kein Gute-Laune-Stück, aber was anderes ist hier ja auch nicht zu erwarten. Demnächst gibt es einen Alpha-Mix zu hören.

Von kheryha kommt in 2013 auch irgendwas. Bestimmt. Momentan steht aber lito im Vordergrund. Mit demnächst mal aufgerüsteter Hardware (Geld, anyone?) werden dann endlich auch wieder Vocals aufgenommen!!!

Berufliches
Neuer Arbeitgeber seit Februar 2012, im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Natürlich findet man immer was zum Meckern, aber im Vergleich zur Zeit davor ist es momentan geradezu paradiesisch. 2013 wird meine Nebentätigkeit als Fachreferent und Consultant für Social Media, Webprojekte und generell Online-Dinge (Cybermobbing, Games, Jugendschutz) stärker als in 2012 vorangetrieben. Bereits jetzt sind fünf Termine im ersten Halbjahr geplant und ich hoffe, dass es im zweiten auch ungefähr soviele werden.

Projekt „Carne Vale“
Seit fast zwei Jahren lebe ich nun vegetarisch und das wird sich auch nicht mehr ändern. Bewusstseinstechnisch mache ich vielleicht den einen oder anderen kleinen Schritt hin zur veganen Lebensweise, einen völligen Umschwenk möchte ich aber weder mir noch meiner Umwelt zumuten. Aber so Dinge wie veganer Lederersatz sind schon nicht so uninteressant. #schuhe

Ausblick
2013 soll noch besser werden als 2012. In künstlerischer Hinsicht will ich Nägel mit Köpfen machen und tatsächlich Musik und Geschriebenes veröffentlichen. Beruflich soll er bergauf gehen und es wird sich zeigen, ob eine Vollzeit-Festanstellung weiterhin das richtige Modell dafür ist, oder die Entwicklung eher zu einem Teilzeitmodell geht und der Rest mit freiberuflichen Dingen aufgefüllt wird.

Geschmack und so

Ach, immer diese Diskussionen darüber, welche Kunst nun die beste ist. Gerade hatte ich auf facebook wieder so einen Fall und ja, ich habe mich zum Teil hinreissen lassen mit zu machen. Dabei kann es wohl ohnehin keine objektive Wahrheit dazu geben, ob z.B. Filme mit Til Schweiger von vornherein fantastisch sind (wie sehr viele Deutsche offensichtlich finden) oder von vornherin grober Müll (wie ich finde). Ich kann auch sehr gut verstehen, wenn jemandem „Mulholland Drive“ nicht gefällt, weil es ein schwer zugänglicher Film ist, der nach der ersten Sichtung mit einem unbefriedigten Gefühl ausklingt, da man irgendwie nichts verstanden hat. Ich finde den Film grandios, gerade weil man ihn sich mehrmals anschauen muss und es keine richtige Deutung gibt. Aber nur weil ich „The Quality of Mercy“ für eine der allerbesten Outer Limits-Episoden halte, muss das nicht jeder so sehen.

Warum ist es also so schwer, einfach hinzunehmen und zu akzeptieren, dass man über Filme, Musik, Malerei etc. gar nicht objektiv streiten kann? Vielleicht liegt es ja daran, dass man sich selbst mit den Dingen identifiziert, die man mag und einen „Angriff“ darauf auch als Angriff auf einen selbst empfindet? Wahrscheinlich ist das so. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Fans von Til Schweiger und Xavier Naidoo, obwohl ich annehme, dass diese nicht gerade zu den Stammlesern meines Blogs gehören. Es gibt halt so Personen (manche nennen sie Künstler), mit deren Werken ich mich absolut überhaupt nicht identifzieren kann. Aber so ist das wohl. Meine Begeisterung für Emilie Autumn mag auch nicht nur auf Zustimmung treffen.

Und doch ist es schön, sich miteinander in den Streit darüber zu begeben, ob „Moon“ nun ein doofes oder ein hochphilosophisches Ende hat. Vielleicht ist der Reiz daran, dass man immer bis zu einem bestimmten Punkt diskutieren kann, bevor eine Grenze erreicht wird, an der man sachlich nicht weiterkommt. Fast wie bei Religion.

Aber das ist ein anderes Thema. Gott sei Dank.

Ist das Kunst oder muss das weg?

Ja, der Witt. Da braucht man wohl dringend mal wieder einen erfolgreichen Titel in den Charts, hat aber gemerkt, dass musikalisch nicht viel zu holen ist. Was ist also zu tun? Richtig, einen total unprovozierten, überhaupt nicht zu erwartenden und natürlich überhaupt nicht so gemeinten Skandal zu provozieren, auf Neudeutsch auch gern „Shitstorm“ genannt. Derartiges scheint sich langsam zum PR-Instrument zu mausern, da es etwas leisten kann, was sonst nur mit hohem Aufwand erreicht werden kann – enorme mediale Aufmerksamkeit.

Bei http://www.schnittberichte.com wird das ganze Elend schön zusammengefasst inklusive Link zum (noch öffentlich zugänglichen) Videoclip zu „Gloria“. Den poste ich hier übrigens nicht, weil ich das Video unglaublich pathetisch, geschmacklos und einfach nur blöd finde. Es geht dabei weniger um das, was gezeigt wird, sondern darum, warum es gezeigt wird. Künstlerische Auseinandersetzung mit Themen wie dem Fehlverhalten von Soldaten, den Greuel des Krieges etc. kann, nein muss, anders aussehen. Zumal die Wahl von Bundeswehruniformen schon seeeeehr danach riecht, dass hier bewusst provoziert werden sollte. Naja, was Lady Gaga ihr Feischkleid, sind Witt die vergewaltigenden Bundeswehrsoldaten. Wenn man die eigene Musik nicht anders promoten kann, sollte man vielleicht in ein anderes Gebiet wechseln. Nur so als Idee. Malerei vielleicht, Herr Witt? Bringt aber nur Geld ein, wenn man gut ist – fällt also wohl aus.

Einfach nur lächerlich ist natürlich der Sänger selbst, wenn er (natürlich ohne religiöse Gefühle verletzen zu wollen oder blasphemisch provozieren zu wollen, klar) in Priestergewänder gehüllt sein Lied vorträgt. Bitte, geht’s vielleicht noch niveauloser? Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich sei ein Freund der Kirche (Gott bewahre!), aber das ist einfach so platt, dass es fast wehtut und ich mich fremdschämen muss vor dieser absichtlichen Beschwörung eines Skandals. Naja, aus PR-Sicht hat’s ganz offensichtlich funktioniert. Das Lied allein hätte niemanden hinter dem Ofen vorgelockt, aber nun wird immerhin von einigen Menschen ein Verbot des Clips gefordert und das Thema ist in aller Munde. Der Plan ist also aufgegangen.

Solange das unsägliche Lied gleich mit verboten wird soll’s mir recht sein, wenn das Video auf dem Index landet. Gut, das ist vielleicht polemisch und ich bin überhaupt kein Freund von Zensur irgend einer Art, aber das ist doch noch nicht mal Kunst. Einfach nur platter Murks, der Aufsehen erregen und Herrn Witt Geld in die Kasse spielen soll. Von daher ist es egal, ob das Video verboten wird, solange einfach niemand diesen Quatsch kauft.

Ich rezensiere, also bin ich.

Habe ich unlängst erwähnt, dass Musikredakteur der beste (Neben)job der Welt ist? Nein? Dann tue ich´s jetzt: Musikredakteur ist der beste (Neben)job der Welt. Es ist wohl eine ziemlich optimale Situation, vorab mit meist guter, zumindest immer irgendwie interessanter Musik versorgt zu werden und dafür nur eine möglichst objektive Rezension schreiben zu müssen.

Gerade durfte ich Emilie Autumns neues Album rezensieren. Beim Label angefragt, Promo bekommen, tagelang am Stück gehört, Review geschrieben. So macht das Spaß. Natürlich gibt´s auch Musik, die weniger großartig ist (und im Vergleich zu EA trifft das auf fast alle Musik zu), aber für die persönliche Horizonterweiterung ist das einfach Klasse.

Durch meine Redakteurstätigkeit habe ich zum Beispiel echte Geheimtipps wie „Diffuzion“ kennengelernt, deren Album „Winter Cities“ immer noch beinahe täglich bei mir läuft. Oder auch „Blame“, von denen ich zuvor nur ein einziges Stücke kannte, die aber mit ihrem Album „Convergent Fields“ ein wirklich gelungenes Stück elektronischer Musik abgeliefert haben. Und dann gibt´s hin und wieder auch mal Platten von wirklich bekannten Bands zum Reviewen, z.B. Hocicos „Tiempos de Furia“. Knaller übrigens.

Okay, manchmal ist auch eher Ohrenbluten angesagt, aber das gehört wohl dazu. Industrialkrach ist überhaupt kein Problem, uninspirierte Nervmusik schon. Und manchmal halten Albentitel einfach nicht was sie versprechen, wie im Falle von „Unterschicht“ und dem Album „Dreckig und Laut“.

Die vollständige Liste meiner Rezensionen gibt´s bei http://www.necroweb.de.